Der ESS
Der European Social Survey (ESS) ist eine wissenschaftlich geleitete und länderübergreifende Umfrage, die in Europa seit 2002 alle zwei Jahre durchgeführt wird. Diese Umfrage wird von einer wissenschaftlichen Gruppe, an deren Spitze Rory Fitzgerald von der City St George's, University of London steht, geleitet und von folgenden sieben weiteren Partnerinstitutionen unterstützt:
- Centerdata, Niederlande
- GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Deutschland
- Norwegian Agency for Shared Services in Education and Research (Sikt), Norwegen
- The Netherlands Institute for Social Research/SCP, Niederlande
- Universitat Pompeu Fabra, Spanien
- University of Essex, UK
- University of Ljubljana, Slowenien
Der ESS misst die Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensmuster der verschiedenen Populationen in mehr als dreißig Ländern.
Die wichtigsten Ziele des ESS sind
- Darstellung der Stabilität und Veränderung von gesellschaftlichen Strukturen, Lebensverhältnissen und Einstellungen der Menschen in Europa
- Übersicht, wie sich das soziale, politische und moralische Gefüge in Europa verändert
- Einführung und Verbreitung höherer Standards in der vergleichenden Sozialforschung, wie zum Beispiel im Fragebogendesign, im Pre-Testing, im Sampling, bei der Datenerhebung, bei der Reduktion der Antwortverzerrung sowie bei der Erhöhung der Zuverlässigkeit der Fragen
- Einführung fundierter Indikatoren des nationalen Fortschritts, basierend auf den Wahrnehmungen der Bürger:innen und ihren Einschätzungen zu den wichtigsten gesellschaftlichen Aspekten
- Förderung der Ausbildung europäischer Sozialforscher:innen im Bereich der vergleichenden quantitativen Forschungsmethoden
- Verbesserung der Sichtbarkeit und der Reichweite von Daten über den sozialen Wandel unter Akademiker:innen, Politiker:innen und der breiten Öffentlichkeit.
Der ESS in Österreich
Hauptakteure in Österreich
Seit Dezember 2013 hat der European Social Survey (ESS) die Rechtsform einer Forschungsinfrastruktur (European Research Infrastructure Consortium ERIC). Österreich ist Mitglied des ESS ERIC. Die österreichische Teilstudie wird von der Forschungsgruppe „Europäische Governance, Öffentliche Finanzen und Arbeitsmarkt“ am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien durchgeführt. Das österreichische ESS-Team ist unter der Leitung von Dr. Peter Grand.
Bei Anfragen bezüglich des ESS in Österreich, wenden Sie sich bitte an Peter Grand.
Teilnahme an den bisherigen Erhebungswellen
Österreich hat bis dato in den folgenden Wellen des ESS mitgewirkt:
- ESS1 (2002/03)
- ESS2 (2004/05)
- ESS3 (2006/07)
- ESS4 (2008/09)
- ESS5 (2010/11)
- ESS7 (2014/15)
- ESS8 (2016/17)
- ESS9 (2018/19)
- ESS10 (2020-22)
- ESS11 (2023/24)
Themen
Der ESS misst die Einstellungen, Wertorientierungen und die Verhaltensmuster von verschiedenen Populationen in Europa. Der Fragebogen besteht aus einem Hauptteil, der in jeder Welle ident ist, sowie aus wechselnden Schwerpunktfragen, und einem Zusatzfragebogen, der die „Human Value Scale“ sowie einige Testfragen enthält.
Der Hauptteil widmet sich folgenden Themen
- Medien
- Politik
- Vertrauen in Institutionen
- Immigration
- Angst vor Kriminalität
- Gesundheit
- Religion
- Wohlbefinden
- Werte
- Demographie
Die wechselnden Schwerpunktfragen widmeten sich bis dato folgenden Themen
- Immigration, Belange der Staatsangehörigkeit und Demokratie (Welle 1, 2002)
- Wirtschaftsmoral, Arbeit, Familie, Wohlbefinden, Gesundheit und Pflege (Welle 2, 2004)
- Lebensplanung, persönliches und soziales Wohlbefinden (Welle 3, 2006)
- Einstellung zur Altersdiskriminierung und zum Wohlfahrtsstaat (Welle 4, 2008)
- Vertrauen in die Polizei, Justizwesen, Arbeit und Familie (Welle 5, 2010)
- Verständnis und Bewertung der Demokratie und des persönlichen und sozialen Wohlbefindens (Welle 6, 2012)
- Einstellung zur Immigration und gesundheitlichen Ungleichheiten (Welle 7, 2014)
- Einstellungen zu Wohlfahrtsstaat und Klimawandel sowie Energienutzung (Welle 8, 2016)
- Gestaltung von Lebensläufen sowie Gerechtigkeit und Fairness (Welle 9, 2018)
- Verständnis und Bewertung der Demokratie sowie digitale soziale Kontakte im Berufs- und Familienleben (Welle 10, 2020)
Für die kommenden Wellen sind folgende Themen geplant
- Soziales Geschlecht im heutigen Europa und gesundheitliche Ungleichheiten (Welle 11, 2023)
- Persönliches und soziales Wohlbefinden sowie Einstellungen zu Migrant:innen und Flüchtlingen (Welle 12, 2025)
Methoden
Der ESS-Fragebogen wurde in Österreich bis zur Welle 5 als PAPI-Version durchgeführt, seit der Welle 7 (2014) erfolgt die Umfrage computerunterstützt (CAPI). Der Ergänzungsfragebogen wird von den befragten Personen selbstständig ausgefüllt. Für die zehnte Welle musste aufgrund der Covid-Pandemie eine Ausnahme gemacht werden. Den Respondent:innen wurde in dieser Welle ein online oder Papierfragebogen zum Selbstausfüllen zur Verfügung gestellt. Der Fragebogen ist in deutscher Sprache gehalten und basiert auf dem (englischsprachigen) ESS-Quellfragebogen. Er beinhaltet aber auch länderspezifische Informationen, (etwa politischen Parteien oder staatlich anerkannte Religionen) sowie entlang nationaler Ausprägungen adaptierte Variationen des Bildungssystems oder standesamtlicher Belange.
Die ESS-Stichprobenziehungen sind repräsentativ für alle Personen ab 15 Jahren (es gibt keine Altersgrenze nach oben hin) mit Wohnsitz in Österreich, unabhängig von ihrer Nationalität, Staatsangehörigkeit oder Sprache. Die Personen werden entlang strenger Methoden der Zufallswahrscheinlichkeit ausgewählt. Es gilt, ein Minimum der "effektiv erreichten Stichprobenanzahl“ von 1.500 Personen zu erreichen.
Dissemination
Das folgende Dokument listet 101 Publikationen, welche ESS Daten verwenden und in denen zumindest ein:e Autor:in einen Bezug zu einer österreichischen Forschungseinrichtung aufweist.